1) Geschichte der Zuwanderung und der Gastarbeiter

Übersicht:

Die heutige Situation der Zuwanderung in Deutschland ist in den 50er Jahren mit dem Rückgang von dem Wirtschaftswunder angefangen. In der frühen Nachkriegszeit, war Deutschland noch vom zweiten Weltkrieg heftig erschüttert. Der Wiederaufbau zerstörter Städte, in Verbindung mit kostspieligen Kriegsentschädigungen, ließ die deutsche Wirtschaft in Trümmer fallen.

Nachdem der Wiederaufbau erfolgreich ausgeführt und die “Zeit der wirtschaftlichen und politischen Ungewissheit” vorbei war, stieg erneut der Wunsch in den Herzen der Deutschen auf – sich satt essen und eine neue Wohnung haben zu können (Kriwet).

In den kommenden Jahren fing der neue Aufschwung an, und die Deutschen erhielten fast genau das, was sie immer wollten. Deutschland bekam eine neue Verfassung mit umfassenden Menschenrechten, eine bessere Währung, die sich mit den anderen Weltwährungen messen konnte, eine neue Regierung unter Bundeskanzler Adenauer, und eine neue Hauptstadt (Kriwet).

Alles schien, sich im Aufwärtstrend zu befinden, aber es gab noch etwas Beunruhigendes unter diesem “kontinuierlich hohem Witschaftswachstum” (Luft). Ein bundesweiter Arbeitskräftemangel führte “zur Anwerbung ausländischer Arbeitnehmer(innen)…, die nur ein paar Jahre bleiben und dann in ihre Heimat zurükkehren wollten” (Trost). Aber es stellte sich immer öfter heraus, dass für die Gastarbeiter ein vorübergehender Aufenthalt zur dauerhaften Niederlassung wurde (Trost).

Der neue Zustrom von Gastarbeitern brachte bessere wirtschaftliche Umstände mit sich; viele längst unbesetzte Stellen wurden nun von eifrigen Arbeitern besetzt. Dieser Erfolg führte zu einer langfristigen Anwerbeabkommenreihe mit südeuropäischen Ländern. Das erste Anwerbeabkommen wurde am 20. Dezember 1955 mit Italien abgeschlossen (Trost). Dieses führte in den kommenden Jahren zu weiteren Abkommen mit Griechenland, Spanien, der Türkei, Marokko, Portugal, Tunesien, und dem ehemaligen Jugoslawien (Trost). Mit großem Erfolg wurden die Anwerbeabkommen implementiert, und zunehmend mehr Gastarbeiter kamen nach Deutschland. 1964, im Jahr des Abkommens mit Portugal, wurde der millionste Gastarbeiter Armando Rodrigues – selbst Portugiese – mit einer großen Feier begrüßt und vom Bundesinnenminister persönlich empfangen (Trost).

Obwohl die deutsche Wirtschaft vom stetigen Zustrom der Gastarbeiter heftig profitierte, waren die Lebensbedingungen der Gastarbeiter unerträglich. Viele mussten in dreckigen, von den Unternehmen schlecht aufgebauten Holzbaracken neben dem Arbeitsplatz wohnen (Trost). Die Gastarbeiter, mit ihren „niedrigen Einkommen und dem Interesse an billigem Wohnraum“ wohnten in den Stadtvierteln, „in denen die einheimischen sozial Schwachen lebten“ (Luft). Des weiteren kämpften sie mit der fremden Sprache, mit den Normalitäten und Denkweisen einer fremden Kultur. Nach einer Weile war die Wirtschaft wieder in Gefahr gebracht. Als Folge der Rezession von 1966/67, die auch eine Energiekrise (bes. die Ölkrise) mit sich brachte, wollten viele Deutschen die Gastarbeiterbeschäftigung verringern (Trost). Als die wirtschaftlichen Umstände in den kommenden Jahren keine Zeichen der verbesserung zeigten, beschloß Walter Arendt, der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, hart durchzugreifen.

Ende 1973 waren alle Anwerbeabkommen aufgelöst und die Bundesrepublik Deutschland beendete die Anwerbung ausländischer Arbeitkräfte (Luft). Der sogenannte Anwerbestopp galt für mehr als 30 Jahre, bis zum Inkrafttreten  des Zuwanderungsgesetzes (Luft). Der neue Plan sollte Deutschlands Abhängigkeit von ausländischen Gastarbeitern und seinen Ausländeranteil verringern, aber er hatte die entgegengesetzte Wirkung; statt in ihre Heimatländer zurückzukehren, hatten viele Gastarbeiter sich auf Dauer niedergelassen.

Es gab einige Gruppen, die, als Folge der schlechten Lebensbedingungen und des geringen Sozialstatus, Deutschland in großen Scharen verließen. 42 Prozent der griechischen und spanischen Gastarbeiter verließen Westdeutschland, und in den Jahren zwischen 1973 und 1976 kehrten etwa 674.000 Gastarbeiter in die Heimat zurück (Luft). Vom Beginn des Anwerbestopps bis heute, sind 11 Millionen Gastarbeiter zurück in ihre Heimatländer gegangen (Trost). Verbesserte politische und wirtschaftliche Umstände in den Heimatländern sorgten dafür, dass zunehmend mehr und mehr Gastarbeiter Deutschland hinter sich ließen.

Aber es waren noch viele, die Deutschland nicht verlassen wollten. Viele Gastarbeiter, die mehrheit darunter Männer, gründeten neue Familien oder brachten ihre bisher in der Heimat zurückgebliebenen Familienmitglieder nach Deutschland. Die Anzahl der Familienangehörigen der Gastarbeiter, und als Folge der Ausländeranteil des Landes im Allgemeinen, stieg erheblich. 1961 waren nur 137.000 Familienangehörige registriert (rund 20 prozent des Ausländeranteils), und 1975 war die Zahl auf etwa 2,1 Millionen gestiegen (Luft). Zur gleichen Zeit als viele Gastarbeiter zurück in ihre verbesserten Heimatländer fuhren, waren einige wegen verschlimmerter Umstände geblieben. Besonders die Turken, deren Land mitten in einem Bürgerkrieg und Militärputsch steckte, wurden zur größten Gruppe der Ausländer, die 42 Prozent der gesamten eingewanderten Bevölkerung umfasste (Luft).

Obwohl die in Deutschland zurückgebliebenen Leute auf mehrere Schwierigkeiten – wie z.B. schlechte Lebendsbedingungen, beschränkte Gelegenheiten, und Diskriminierung – stießen, ist die ausländische Bevölkerung Deutschlands in den kommenden Jahreszehnten und mit der Auflösung des Anwerbestopps wie jeder andere Bevölkerungsanteil Deutschlands geworden. Es dauerte nicht lange, bis die Gastarbeiter und ihre Kinder sich als “eigenständige Akteure, die ihre Interessen ebenso nachdrücklich verfolgen und durchsetzen wie andere Gruppen der deutschen Gesellschaft” erwiesen hatten (Luft).

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